Angst ist kein guter Ratgeber ….
Und da ist er ... dieser neue Virus, der in unser System eindringt und die Welt verunsichert. Durch undifferenzierte Medienberichte – und hier genügen allein schon die Titel mancher Artikel – , durch das unreflektierte Verhalten mancher Menschen und auch durch die mangelnde innere Verbundenheit der Menschen wird diese Verunsicherung bis ins Unermessliche gesteigert. "Das Problem ist, ob man will oder nicht, man wird beeinflusst", war der Kommentar bei einem FB-Post. Angst, Panik, Machtlosigkeit, ein Gefühl der Ohnmacht sind die Folgen ... alles Gefühle, mit denen wir Menschen nicht gut umgehen können.
Die freigesetzte Energie ist so stark, dass unweigerlich und ohne es bewusst zu wollen, die Menschen in diesem Strom der Angst mitgerissen werden. Hamsterkäufe werden getätigt (ich war schockiert über den Andrang in den Geschäften dieses Wochenende und die Bilder der leeren Regale, die in den Medien gezeigt wurden), die Menschen haben Tendenz sich zu isolieren und sich in ihren Wohnungen zurückzuziehen ... fast als wären wir in einem Kriegsgebiet...
Ich möchte diesen Virus nicht als Schimäre hinstellen … aber letztendlich, was zeigt er uns?
Wir, die wir dachten, wir könnten die Natur beherrschen, müssen kleinlaut zugeben, dass wir die Kontrolle komplett verloren haben und die Natur ihren ganz eigenen Weg geht. Vielleicht wäre es von Vorteil gewesen, die Natur nicht als eine abstraktes, zu gebrauchendes Organ zu sehen, sondern als die Basis und den Ursprung unseres Lebens.
Wir, die wir dachten, wir stünden über dem Leben, werden auf einmal mit unserer Sterblichkeit konfrontiert. Hatten wir doch vergessen, dass das Leben und das Sterben wie Geschwister miteinander verbunden sind.
Die Gesellschaft, die mittlerweile sowieso schon an einem Mangel an Toleranz und zwischenmenschlicher Wertschätzung „erkrankt“ ist, wird in dieser Tendenz weiter unterstützt: Hände waschen anstelle von Händeschütteln, Masken tragen anstelle von einer herzlichen Umarmung, Vereinsamung an Stelle von gemeinsamen Veranstaltungen, Grenzen ziehen anstelle von offenen Reisen... Letztendlich spiegelt bzw. verstärkt dieser Virus lediglich schon eine vorhandene gesellschaftliche Tendenz.
Und genau das ist die Aufgabe eines Virus: ein Eindringling in einen Organismus, um ihn zu destabilisieren um sich selbst fortzupflanzen und zu erhalten.
Angst ist kein guter Ratgeber.
Angst lässt uns Dinge tun, die keine Lösung beinhalten. Angst lässt uns den Kopf verlieren und legt einen Filter über unser tiefes Spüren und unsere innere Wahrheit. „Angst essen Seele auf“ war der Film von Fassbinder … achten wir darauf, dass dies nicht bei uns passiert.
Seien wir achtsam: spüren und hören wir hin, achten wir auf das, was tiefer in uns geschieht, nehmen wir unseren ganzen Organismus als Einheit wahr, spüren wir die Natur in unserem Körper und konzentrieren wir uns auf die Verbundenheit und die Einheit ... zeigen wir dem Virus, dass wir uns nicht von ihm destabilisieren lassen.
♥ with love ♥
Angelika Michels